Die ›Hymnen an die Nacht‹ von Friedrich von Hardenberg, gen. NOVALIS, zählen zu den komplexesten Texten der deutschen Literatur- und Geistesgeschichte. Entgegen der ursprünglichen Annahme, die Dichtung sei allein eine Erlebnisdichtung und dem Tode seiner Geliebten Sophie von Kühn (1797) gewidmet, thematisieren die ›Hymnen‹ den Tod vielmehr in einem umfassenderen Kontext. Durch die Erkenntnis vom Vorhandensein eines ›höheren Raums, einer transzendentalen Sphäre jenseits der sich den Sinnen offenbarenden begrenzten irdischen Existenz, erscheint der Tod für ihn nicht länger als das schreckenerregende Ende des Lebens, sondern der Beginn eines höheren, lichteren Daseins. Für diese höhere, transzendentale Sphäre wählt Novalis das dichterische Bild der Nacht‹.
Für die vorliegende Ausgabe wurde die Ur-Fassung des Textes von 1799-1800 gewählt, die Novalis als Langgedicht verfasst hatte, die aber bereits als Erstveröffentlichung im ›Athenaeum‹, der Programmzeitschrift der Frühromantik, nicht in Versform zum Druck gekommen war.